Verantwortung

Wir alle kennen dieses Wort. Für die meisten ist es eher negativ behaftet. Aber warum ist das so? Das möchte ich mir heute hier mit dir genauer ansehen. Aus meiner Sichtweise. Ganz subjektiv.

Wir kommen zur Welt. Alles was wir in den ersten Monaten unseres noch so jungen Lebens tun müssen ist schlafen, essen, Bäuerchen machen, schlafen, essen.... Weiter nichts... Wir sind einfach nur da... Werden geliebt, bekommen Aufmerksamkeit und sind ja ach, so schnuckelig süß! 

 

Doch je älter wir werden, und je mehr wir von unserer Umwelt lernen dürfen/müssen, desto mehr lernen wir auch, dass wir Verantwortung für unser Tun tragen. "Setz die Haube auf, sonst wirst du krank!" heißt es da so manches Mal. Wir lernen, dass unsere Handlungen Konsequenzen nach sich ziehen. "Wenn du die Hausübung brav machst, können wir nachher gemeinsam etwas spielen!" Und so lernen wir im Laufe unseres Lebens immer mehr unser Tun und die daraus resultierenden Konsequenzen abzuschätzen/einzuschätzenDas wäre ja alles noch ok. Da geht es ja schließlich um uns. Aber häufig es doch so, dass wir etwas zu verantworten haben, das wir gar nicht selbst verschuldet haben. Oder wir einfach nur denken, Verantwortung übernehmen zu müssen, obwohl wir es nicht müssten. Hier nun ein simples, aber doch häufiges Thema, wo wir von anderen die Verantwortung übernehmen:

 

Beispiel der brave Kollege: der, der immer länger arbeitet, Überstunden schiebt. Nicht, weil er mit seiner Arbeit nicht fertig wird, sondern weil SEIN Arbeitskollege ja heute mal wieder früher aus dem Büro musste - die Freunde im Freibad warten auf ihn! Und was macht er, der nette Kollege? Er arbeitet auch den Papierkram des anderen auf.  Doch statt Dank erntet er auch noch ein Rüge vom Chef, der nicht einsieht, warum ER, der nette Kollege immer länger da ist, und ER, der Chef mehr bezahlen soll! Doch wie es oftmals so läuft im Leben: der nette Kollege wird nicht sagen, dass er die liegengebliebene Arbeit des anderen gemacht hat. Er wird schweigen und den Tadel über sich ergehen lassen.

 

Im Laufe eines Menschenleben sammelt sich so ein riesiger Haufen an Verantwortungen an. Man sollte gar nicht für möglich halten, wofür wir so manches Mal Verantwortung übernehmen! Aber wir sollten uns viel öfter fragen: "Ist das mein Bier? Oder ist das dein Bier?" Dann würde der Verantwortungshaufen zu schrumpfen beginnen. Oder, um realistisch zu bleiben: er würde zumindest nicht weiterwachsen.

 

Beispiel Partymaus: Wir schämen uns z.B. für unsere betrunkene beste Freundin, die auf der Party kreuz und quer herum torkelt. Und siehe da, da kommt auch schon jemand, der einen dann verantwortlich machen möchte und vielleicht sagt: "Was bist denn du für eine Freundin? Bring' sie nach Hause! Sie gehört ja ins Bett!" Und schwups, schon sind wir in der Schuldenfalle. Oftmals fühlen wir uns schuldig, und übernehmen dadurch Verantwortung.Und schon wächst der Verantwortungshaufen wieder ein Stückchen weiter. 


Ja aber warum übernehmen wir den so häufig die Verantwortung für andere Menschen? Für ihr Tun, für ihre Gefühle, für ihren momentanen "Zustand"? Mein Antwort darauf lautet: "Weil wir sozial denkende und fühlende Wesen sind, die es nur schwer ertragen, wenn andere leiden, oder wenn es anderen schlecht geht."

 

Wir denken, wenn wir uns selbst für etwas verantwortlich machen, das eigentlich jemand anderen betrifft, dann nehmen wir ihm einen Teil seiner Bürde ab. Oder wir stecken so tief in einem Muster/Verhaltensweise, dass es uns gar nicht mehr auffällt, dass dies oder jenes gar nicht in unserem Verantwortungsbereich liegt. Oder aber, wir haben es nie anders gelernt. Falsche Verhaltensweisen werden schon oft in jungen Jahren innerhalb der Familie eingelernt/einstudiert/weitergegeben. Man fährt ja innerhalb des Familienverbandes dann ganz gut damit. Spannend wird es erst, wenn wir beginnen, auf eigenen Beinen zu stehen. Die Welt zu entdecken. Und dann feststellen, das andere Menschen nicht mit den gleichen moralischen Wertvorstellungen aufgezogen wurden, wie wir selbst. 

 Ironisch an der ganzen Thematik ist jedoch, dass wir eher bereits sind, Verantwortung für das Tun ANDERER zu übernehmen, als für unser eigenes Handeln. Z.B. für unsere eigene Gesundheit. Wie oft werden Ärzte dafür verantwortlich gemacht, wenn wir nicht gesund werden? "Ich kann heute keinen Sport machen, ich bin so kaputt von der Arbeit, mein Chef hat mir soviel zugeteilt!" "Ich kann gar nicht schlank werden, weil meine Frau immer so gute Hausmannskost und Mehlspeisen kocht und bäckt!" 

 

Merkst du es, wie sich der Kreis zu schließen beginnt? Immer dort, wo wir Verantwortung abgeben, ist auch jemand, der diese Verantwortung dann übernimmt, und umgekehrt. 

 

Lassen wir uns auf ein kleines Gedankenexperiment ein: Wie wäre es, wenn jeder in seinem Verantwortungsbereich bleiben würde? Wäre das Leben dann oftmals nicht viel einfacher? Weniger stressig? Man würde sich weniger schuldig fühlen. Weniger schuldig, weil man seine eigene Verantwortung abgegeben hat, und so zum Opfer der Gesellschaft wird, und weniger schuldig, weil man die Bürde von jemand anderem tragen muss und denjenigen und seine Verhaltensweisen ja sowieso nicht ändern kann. 

 

Nimm' dir einmal ein paar Minuten, um diesen Text nachwirken zu lassen. Vielleicht sind dir während dem Lesen schon so einige Muster und Verstrickungen in deinem Leben aufgefallen, die du nun ändern möchtest. Gibt es Bereiche in deinem Leben, wo du Verantwortung übernimmst, die gar nicht für dich bestimmt ist? Sieh genau hin.

 

Verantwortung übernehmen heißt auch, nicht mehr bereit zu sein, die Verantwortungen anderer zu übernehmen, sondern DIESE Verantwortungen bei den ANDEREN zu lassen. 


 

Löse die innerlichen Verhaftungen und lebe DEIN Leben. Ganz in DEINER Verantwortung!

 

Erst wer Verantwortung für sich selbst übernimmt, macht sich auf den Weg zur persönlichen Freiheit.

Konrad Lorenz

Du hast eine andere Sichtweise zu diesem Thema, oder möchtest einfach nur mal was loswerden, das dir schon länger am Herzen liegt?

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